Wiesenkreise
Kornkreise. Sie sind bekannt. Und mystifiziert. Die ersten Berichte gab es schon vor über 400 Jahren. Man sagt, dass da rätselhafte Dinge vor sich gehen. Man hat – so wird berichtet – seltsame Lichter über den Kornfeldern gesehen. Die regelmäßig anreisenden Reporter klagen, dass seltsame Dinge mit ihren Kameras geschehen. Verhext. Würden merkwürdige Fotos aufnehmen. Früher glaubten die Menschen, dass der Teufel das Korn zu Boden drücke und diese Kreise hinterlasse. Nun, darüber sind wir Gott sei Dank schon lange hinweg.
Heute ist eine der gängigsten Theorien, dass es sich um Botschaften von Außerirdischen handelt. Dass Ufos diese Kreise hinterlassen. Dafür spricht, dass bei den Kornkreisen keine menschlichen Spuren gefunden werden. Dem steht allerdings die Meinung entgegen, dass die Kornkreise von Menschen gemacht werden. Von ‚Hoaxern‘, die nachts durch die Getreidefelder trampeln. Aus Jux und Tollerei. Um so Aufmerksamkeit zu erregen und ein neuerliches Rätsel entstehen zu lassen.
Die Wissenschafter sind jedenfalls uneinig. Sind es Mikrowellen? Oder kleine Hitzestürme, die über die Felder rasen und das Korn zu Boden pressen? Oder sind es elektrisch aufgeladene Mini-Wirbelstürme, die über den Kornfeldern entstehen? Nach der ‚Plasma-Vortex-Theorie‘ bilden sich Wolken aus ionisierten Gasen, die zu rotierenden Kugeln werden und beim Herabsinken die Kornkreise hinterlassen.
Naja, geklärt ist der Ursprung der Kornkreise noch lange nicht.
Und dann hatten wir in unserm Garten plötzlich Wiesenkreise. Natürlich waren sie nicht so groß wie Kornkreise. Die gibt es nämlich mit einem Durchmeter von 10 Metern bis zu ein paar hundert Metern. Soviel Platz ist in unserem Garten nicht. Sie waren nur etwa 40 cm groß. Trotzdem war die Aufregung natürlich groß. Immer wieder wurden wir nach der Herkunft gefragt. Reporter und Fernsehteams besuchten unseren Garten. Wissen-schafter reisten an. Theorien wurden aufgestellt.
Aber niemand wusste wirklich eine Erklärung.
Nun, jetzt ist es soweit, dass wir das Geheimnis lüften.
Traudi meinte eines Tages, dass sie jetzt richtig im Stress wäre. Tagelang hatte es geregnet. Der Rasen war ordentlich gewachsen. Und für die nächsten Tage wurde auch kein besseres Wetter gemeldet, das sich zum Rasenmähen eignen würde. Mit einer Ausnahme. Heute, und nur heute, sollte die Sonne scheinen. Und daher war heute, und nur heute, die Gelegenheit zum Rasenmähen. Aber Traudi hatte Termine und noch dies und das zu erledigen. In einem Anfall von Wahnsinn meinte Pepi, er würde den Rasen mähen.
Gesagt, getan. Und Pepi meinte bei dieser schweißtreibenden Arbeit eine gewisse Schwäche des Rasenmähers festzustellen. Nachdem der Rasen so leidlich getrimmt war, folgte daher eine genauere Nachschau. Und siehe da – das Rasenmäher-Messer gab sich ziemlich abgestumpft. Also… ein Packerl Butter hätte es noch mühelos durchschlagen, Rasenhalme durchtrennen konnte es jedenfalls nicht mehr. Es konnte sie höchstens noch erschrecken. Es brauchte einen neuen Schliff.
Nach längerer Suche nach dem richtigen Inbusschlüssel, konnte Pepi das Messer schließlich abschrauben. Im Keller eingespannt in eine Zwinge, verlieh er mit einer Eisenfeile dem Messer wieder so etwas wie Schneid‘. Ein gutes Werk. Traudi würde wieder viel Freude beim Rasenmähen haben. Das Wieder-Aufschrauben des Messers bereitete keine Schwierigkeiten. Denn es gibt ja ohnedies nur eine einzige Möglichkeit.
Eine Woche später: Pepi sitzt zu Hause am Computer und verleiht seinem neuen Buch den letzten Schliff. Traudi ist zum Rasenmähen im Garten. Pepis Handy läutet. Traudi.
»Sag mal, kann es sein, dass mit dem Rasenmäher was nicht stimmt?«
»Ähh… wieso? Ich hab doch für dich das Messer neu geschliffen. Was sollte da nicht stimmen?«
»Naja… das Mähen ist so mühsam. Der schneidet lauter Kreise in die Wiese.«
»Ähh… Kreise?«
»Ich hab jetzt den Rasenmäher umgedreht. Sieht komisch aus. Das Messer hat doch so seitliche Flügel. Ist das richitg, dass die nach unter zeigen müssen?«
»Ich glaub nicht… hab ich am Ende… also… falsch montiert… Mein Gott, das tut mir leid.«
»Und was soll ich jetzt tun?«
»Du musst es abmontieren und anders rum wieder montieren?«
»Und wie?«
»Im Keller… da sind Inbusschlüsseln… du musst nur den richtigen finden…«
Walter, unser Gartennachbar hat das dann in Minutenschnelle behoben. Aber die Wiesenkreise… naja, nach einer Woche waren sie wieder verwachsen.