Einen Flieger fliegen

Er drückt den Gashebel nach unten. Der Motor wird lauter. Unsere Geschwindigkeit nimmt zu. Die Startbahn fliegt unter uns weg. So sanft, dass man es kaum merkt, heben wir von der Bahn ab. Und schon haben wir Blick auf die grünen Wiesen, die Hügeln, die schlängelnden Wege und Straßen, die Bauernhöfe…

Unaufgeregt hatten wir auf Bernhard Mandl, den Flieger, gewartet. Hatten ein kleines Bier gezwitschert. Bernhard hatte uns unseren Flieger gezeigt, eine viersitzige Piper PA 28 mit 180 PS und der Nummer OE-KMV. Zuerst noch aufgetankt – mit 100-Oktan-Sprit. Alles anhand einer Check-List rundum kontrolliert, alle Kameras montiert. Und einsteigen! Ganz schön heiß hier. Es gibt nur eine Tür – und zwar auf meiner Seite, drum steige ich als letzter ein. Zum Schutz vor Luftpiraten wird die Tür verriegelt. Ich inspiziere meinen Sitz. Ist wohl ein Schleudersitz, der bei Auslösung die Glaskuppel wegsprengt. Oder? Headsets aufgesetzt. Check-List für den Take-Off. Los geht’s!

Wels, Gunskirchen, Lambach, Vorchdorf. Wir fliegen Richtung Traunstein. Traumhaftes Wetter. Kein Lüfterl, das uns durchschüttelt. Am Traunstein ein paar Deko-Wolkerl – extra für uns und den Fotoapparat. Dreh‘n eine Runde um den Traunstein. Über den Traunsee. Links drüben der Schwarzsee. Dann ist’s soweit.
„Kann ich mal übernehmen?“
Und schon fliege ich selbst. Anfangs umklammere ich den Steuerknüppel noch krampfhaft, hab Fahrtmesser, künstlichen Horizont und Höhenmesser ständig im Auge. Die Pedale für die Seitenruder lasse ich lieber in Ruhe. Bald entspanne ich mich. Ist eigentlich ganz einfach. Den Steuerknüppel bewegt man nach rechts oder links – so steuert man die Flugrichtung. Oder man zieht ihn heraus, dann steigt man, drückt man ihn hinein, sinkt man. Fliege Richtung Schafberg. Dreh mal eine 360-Grad-Runde. Super. Man kriegt wirklich ein Gefühl für’s Fliegen und braucht bald nicht mehr auf den künstlichen Horizont schaun. Wo ist eigentlich der Radarschirm? Ahhh, haben wir nicht? Okay… und was ist wenn…? Naja, man muss eigentlich ständig die Umgebung im Auge behalten… entgegenkommende Flieger… Paraglider… Wie hoch sind wir eigentlich? 6.000 Fuß.

Wir nähern uns dem Schafberg. Flieger Bernhard übernimmt. „My controll“. Traumhafte Ausblicke. Die Seen sind türkis. Die Luft ist klar. Nur der ferne Horizont ist diesig. Wolfgangsee, Schafberg, Mondsee, Drachenwand, in der Ferne der Irrsee. Dann geht’s zurück über den Attersee. Eine Runde über Lenzing. Eine Runde über Timelkam. Dann übernehm ich wieder. „My controll!“.

Fast schon Routine. Ich flieg die Autobahn entlang. Muss jetzt tiefer fliegen. Wegen des eventuellen Flugverkehrs. Probier vorsichtig ein Pedal mit dem Seitenruder. Brauch ich nicht! Dann wird’s schon bald wieder zum Landen. Da übergeb‘ ich lieber wieder…

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