Ausgetrunken
Marokko, Tinghir. 2022. In einer wunderschönen Kasbah namens ‚Tombokto‘, in deutscher Schreibweise ‚Timbuktu‘. Mit schattigem Innenhof und Swimming-Pool.
Wie fühlst du dich, wenn du den ganzen Tag durch die Geröllwüste der Sahara gefahren bist? Kleine Hitze-Besichtigungen hinter dir hast. Eine Heißluftwanderung durch das ‚Tal der Rosen‘ gemacht hast. Wenn du sogar einen Berg bei 100 Grad im Schatten (also die Grad im Schatten, du in der Sonne) hinaufgeklettert bist. Von dem du zwar eine weite, aber vor Hitze flimmernde Sicht hast. Wenn dein Körper mit gefühlten 42,5 Grad etwas überhitzt scheint? Wenn du den ganzen Tag nichts getrunken hast, außer lauwarmes Mineralwasser? Na, wie fühlst du dich dann? Es ist zumindest vorstellbar. Oder?
Aber was möchtest du, wenn du um vier Uhr nachmittags in deine Unterkunft kommst? Wenn’s dort einen Swimming-Pool gibt? Wir sind in einem Islamischen Land. Alkohol ist rar. Selten. Meist gar nicht. Aber hier… das ist eine internationale Lodge. Und ‚international‘ ist in Marokko gleichbedeutend mit… Alk. Was möchte deine ausgetrocknete Seele also, wenn du dort einen Kellner siehst? Einen Kellner, der ein einsames, kleines, kaltes Bier herumträgt? Zu wem auch immer. Gut…, soweit das Szenario.
Wir sechs Gemeinsamreisenden sind allein, andere Gäste sind noch nicht in Sicht. Erich und Pepi sind in etwa 3,4 Sekunden in der Badehose und genauso schnell im Pool. Und haben vorher natürlich noch sechs kleine Biere bestellt. Eine soziale Grundhaltung, denn allen soll es doch gut gehen.
Als Walter und Resi noch dazukommen, sind nicht nur vier Biere ausgetrunken, sondern alle sechs. Wir konnten auf die restlichen Gefährtinnen nicht warten, denn – wie Toni immer meint – ‚die Polen sagen, wer ein Bier hat, muss trinken‘. Sissi und Birgit fehlen also noch. Daher bestellen wir gleich acht neue. Dann ist wieder alles gerecht aufgeteilt. Als wir endlich alle sechs im Schatten am Pool sitzen, sehen wir, dass die neubestellten Winzigbiere nicht lange halten. Kleine Biere sind halt klein. Wir wissen, dass man in der Sahara viel trinken muss. Weil sonst alle Organe innerlich austrocknen. Um diesem qualvollen Tod zu entkommen, bestellen wir sechs weitere und springen wieder in den Pool.
Dass der Durst so lange anhalten kann, das haben wir nicht gewusst. Wir brauchen nochmals sechs. Und irgendwann hören wir zu zählen auf. Es wird Zeit zum Umziehen, denn um sieben Uhr gibt’s Abendessen.
Um Viertel vor Sieben sitzen wir an unserem Tisch. Und bestellen… ein Bier. Aber der Kellner meint – mit einer Sorgenfalte auf der Stirn – dass leider keines mehr da wäre. Die Nachmittagsgäste hätten alles ausgetrunken. Natürlich geht’s nicht nur uns so. Auch an den anderen Tischen wird der Biermangel – besser gesagt die Bierlosigkeit – unwirsch kommentiert.
Appropos Timbokto… oder Timbuktu. Das Jahrhunderte alte Zentrum des Transsahara-Handels und die ehemaligen Salzkarawanen der Tuareg kommen dir hier überall unter. Überall sind Wegweiser mit den Kilometerangaben nach Timbuktu.
Tim and I to Melbourne went,
we met three ladies cheap to rent.
As they were three and we were two,
so I booked one and Tim booked two.