1,90 m

Marseille. 17.00 Uhr. Es hat an die 40 Grad. Wir kommen vor unserem Apartment an. Gefunden! Gar nicht so einfach, bei diesem Verkehr. Für 100 m braucht man gut und gerne fünf Minuten. Aber unser Navi hat uns mit unserem Nissan Primastar dCi115 schnurstracks an die richtige Adresse gebracht. Wenn wir auch eine kleine Ehrenrunde gedreht haben – das ist schon OK.
Na, schaun wir mal, wo wir hier parken können. Hier am Vieux Port, scheint das gar nicht so einfach zu sein. Parkplätze scheint’s überhaupt keine zu geben. Naja, wir fahren einfach in eine Parkgarage.
Schnell in zweiter Spur das Gepäck ausgeladen. Unsere Mitreisenden können ja schon mal das Apartment beziehen. Und dann machen sich Edi (als Fahrer) und ich (als Beifahrer) auf den Weg, um den Nissan in einer Parkgarage abzustellen. Bei unserer Ehrenrunde haben wir einige Parkgaragen gesehen. Wir müssen zuerst den Quai de Rive Neuve ca. 200 m entlang, bis wir einbiegen können in die Rue de Breteuil – keine guter Name, klingt nach ‚Bredouille‘. Bis dorthin brauchen wir gute 10 Minuten. Kaum eingebogen sehen wir schon die Parkgarage. Die hat aber keine gute Einfahrt, nehmen wir die nächste. Am Cours Pierre Puget biegen wieder rechts ab. Ahh, hier ist ja eine! Ähhh – geht nicht, maximale Höhe 1,80 m. Unser Nissan Primastar hat 1,95 m. Macht nichts, also weiter.
Hier – das nächste Parkhaus! Maximale Höhe 1,90 m. O Gott! Da fällt uns ein: kurz vor unserem Apartment, da war doch auch eine Parkgarage. Wär doch am besten, wenn wir die nehmen würden. Also die Avenue de la Corse hinunter und rechts einbiegen in die Rampe Saint-Maurice. Es staut. Und staut. Schließlich sind wir wieder auf dem Quai de Rive Neuve. Hier geht ja gar nichts weiter. Endlich sind wir beim Parkhaus unserer Träume. Maximale Höhe 1,90 m. Das gibt’s doch nicht! Schließlich sind wir wieder vor unserem Apartment. Es ist 17.30 Uhr.
Na, dann müssen wir doch die Garage mit der komischen Einfahrt nehmen. Wieder quälend langsam bis zur Rue de Breteuil. Es staut. Und staut. Unsere Lippen sind ausgetrocknet. Unsere Kehler verdörrt. Wir können nicht mehr miteinander sprechen. Krächzen nur noch. Schließlich erreichen wir die angepeilte Parkgarage. Das gibt’s doch nicht! Maximale Höhe 1,90 m. Was tun? Edi rinnen kleine Schweißtröpfchen über die Stirn. Es hilft alles nichts, wir müssen eine Parkgarage mit 2,00 m finden. Oder einen Freiluftparkplatz. Die nächste Garage, die wir sehen hat 1,80 m.
Aber, halt mal. War da bei der Tiefgarage unweit unseres Apartments nicht irgendwas angeschrieben von Bussen – und so? Also drehen wir nochmals unsere Runde. Ja – können vor lachen. Vor uns ein Stau, bei dem gar nichts mehr weitergeht. Ich laufe mal vor und sehe nach, was da ist. Ein Lastwagen, der seelenruhig entlädt und der Bus kommt nicht vorbei. Na gut, dann warten wir eben. Nach einer Viertelstunde löst sich der Stau auf. Wir fahren auf die Rampe Saint-Maurice. Hier staut’s wieder. Und staut. Im Schrittempo kommen wir bei der Garage an, um festzustellen, dass der Busparkplatz zwar da ist – aber gesperrt. Es ist 18.00 Uhr als wir wieder bei unserem Apartment sind. Was tun? Na weitersuchen.
Es staut noch immer. Kein Weiterkommen. Unsere einzige Hoffnung ist, dass wir nachts dann auf unserer Suche schneller vorankommen werden. Wir sind frustriert. Es ist heiß. Wir schwitzen. Sind durstig. Ich springe aus dem Wagen, laufe zu einem Beisl, um zwei Bier zu kaufen. Geht nicht! Man bedeutet mir, dass „to go“ nichts verkauft wird, aber man bietet mir an, Platz zu nehmen. Geht nicht! Edi ist inzwischen schon 3 m weitergekommen. Ich springe frustriert in unseren Nissan – diesen Scheißkübel! Ich schick mal eine SMS an den Rest der Truppe, dass wir noch etwas brauchen werden – die werden wahrscheinlich schon bei einem kühlen Bier sitzen!
Wir nehmen jetzt eine andere Route. Auf der Rue de Breteuil biegen wir links ab – irgendwie ins nirgendwo. Kommen an einer Tiefgarage vorbei – 1,80 m. Kommen an noch einer Tiefgarage vorbei – 1,90 m. Kommen an der nächsten Tiefgarage vorbei – 1,75 m. Wir wissen nicht mehr recht, wo wir sind, aber wir fahren. Hoffentlich geht uns der Sprit nicht aus. Nächstes Parkhaus 1,90 m. Es ist mittlerweile 18.30 Uhr geworden. Wir sind jetzt irgendwo nördlich des Viex Port. Die Gegend wird ruhiger. Wir verlegen uns jetzt darauf, Parkplätze auf der Straße zu finden. Keine Chance. Alles zugeparkt. Nächste Parkgarage: 1,80 m. Wir biegen in die Avenue Robert Schumann ein. Hier ist die Cathédrale de Major. Schön. Aber eine Kirche ohne Parkplatz.
Aber da… was ist da? Ein Parkplatz, ein Parkplatz, ein Parkplatz! Edi parkt ein. Pepi weist ihn ein. Der Kübel ist doch ganz schön groß. Edi fällt erschöpft aus dem Wagen.
Nun brauchen wir ein Taxi zurück. Das ist schnell an der Straße angehalten. Um 19.00 Uhr sind wir in unserem Apartment. Zwei Stunden um einen Parkplatz zu finden – keine schlechte Zeit! Jetzt aber mal ein kühles Bier!

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