Schrauben

Zwei Bänke im Garten. Auf der Terrasse. Also im Freien. Ich hab sie doch erst vor Kurzem (?) lackiert. Wieso schaun die schon wieder so aus? Lack abgeblattelt. Verwittert. „Die Bänke musst du auch wieder mal streichen“, hör ich die Stimme meiner Göttergattin im Kopf. Wie oft hab ich das schon gehört? Naja, mehr als zehn Mal wird’s schon gewesen sein.
Streichen! Ha! ‚Steichen‘ ist gut! Wenn schon – dann lackieren. Aber wie? Über die verwitterten Stellen einfach drüberlackieren? Das wär‘ wohl das Einfachste, wird’s aber nicht bringen. Da müsste ich sie vorher abschleifen… Na schaun wir mal, morgen ist ja auch noch ein Tag.
Zwei Wochen später steh ich nachdenklich von meinen Bänken. Abschleifen? Ist wohl eine ganz schöne Arbeit. Womit? Schleifpapier? Ja, Schleifpapier. Und wenn ich mal probiere, ob das funktioniert? Auf der Rückseite, wo man‘s nicht sieht? Ja, ich glaub, so mach ich’s. Muss ja nicht gleich sein…
Eine Woche später steh ich angriffslustig vor der einen Bank – der kleinen. Heute könnt ich ja mal… Also Schleifpapier aus dem Keller geholt – das grobe, das gute, da wird was weitergehn. Ich beginn auf der Rückseite der Lehne zu schleifen. Da ist ja ganz schön viel Lack drauf! Ich schleife weiter… und weiter. Nach zehn Minuten betrachte ich mein Werk. Ja, der Lack scheint irgendwie aufgeraut… Ein wenig jedenfalls. Der muss aber ganz weg! Also schleife ich weiter. Nach weiteren zwanzig Minuten hab ich etwa einen Quadratdezimeter Holz von Lack befreit und freigelegt. Gut – machen wir eine Pause und überlegen mal. Die eine Bank ist 1,50 m lang, die andere 2,40 m. Zwei Bretter Lehne, drei Bretter Sitzfläche… Das Untergestell… Da komm‘ ich ja dann auf… auf eine Oberfläche von 5 bis 10 m2. Sagen wir mal 7 m2. Das sind dann 7 x 100 dm2, also 700 dm2. Also 350 Stunden… 350 Stunden schleifen? Ähhh… das ist’s wohl nicht. Und außerdem: ob das so schön wird. Wie komm ich denn da in die Kanten rein? Also, das werd ich mir noch überlegen…

Im nächsten Jahr. Ich starre die Bänke an. Die sollt‘ ich doch neu lackieren. Wie war das noch mal? Ich hab’s doch schon mit Abschleifen probiert. Das ist irgendwie nicht gegangen. Warum – das weiß ich nicht mehr. Aber ich erinnere mich ganz genau, dass das viel zu viel Arbeit ist. Und wenn ich die Sitzfläche abhoble? Ich hab doch so einen elektrischen Handhobel im Keller. Das könnt ich doch mal probieren. Räume den Arbeitstisch her. Hol ein Brett aus dem Keller. Befestige es mit Zwingen. Hole die Kabeltrommel. Her mit dem Handhobel! Wie der wohl funktioniert. Kann nicht so schwer sein, hab ja schon mal handgehobelt. Hier on/off. Okay. Tatsächlich – er läuft. Also mal vorsichtig über das Brett fahren. Da tut sich aber gar nichts. Was ist da los? Ahhh… da kann man ja die Hobelhöhe verstellen. Sehr gut. Also gleich nochmal. Die Späne fliegen. Jede Menge! Hurra! Aber die gehobelte Fläche, die schaut irgendwie nicht gut aus. Lauter Streifen und Striemen. Hat der Hobel was? Ich schau mir das runde Ding an, das rotiert, wenn eingeschaltet ist. Da sind lauter so kleine Ecken drin… Komisch… Hab wohl mal über einen – oder ein paar? – Nägel gehobelt. Außerdem, wie komm ich denn da in die Kanten rein. Nein, so wird das wohl auch nichts. Die Hobelspäne krieg ich mit dem Staubsauger leicht wieder aus der Wiese raus.
Ein Monat später. Was mach ich mit den Bänken? Irgendwas sollte mir doch einfallen. Am ordentlichsten und radikalsten wär’s natürlich, wenn ich die Bänke zerlege. Dann hätt ich lauter Einzeltrümmer und könnte sie zu meinem Freund Lüs zum Abhobeln bringen. Der hat nämlich eine Hobelmaschine. Ja, das sollte wohl gehen. Das Zerlegen kann nicht viel Arbeit sein. Hab ja so einen Schraubbohrer… oder Bohrschrauber… oder wie der heißt… so ein Trum halt, mit dem man schrauben und bohren kann… mit Akku. Ganz einfach, die Schrauben rauszudrehen, alles abhobeln lassen, wieder zusammenschrauben… Ja, das ist’s. So mach ich das. Aber nicht heute…
Zwei Wochen später. Der Tag der Tage. Zwar kein guter Tag, denn wir sind in einer ausgesprochenen Hitzeperiode – jeden Tag an die 38 Grad. Aber jetzt hat’s eh erst 30 Grad, denn es ist 10 Uhr am Morgen. Ich schätze, dass ich bis mittags die Bänke zerlegt habe. An die Arbeit! Arbeitstisch aufgestellt. Akkuschrauber (ja so heißt er!) bereitgelegt. Kleine Bank auf den Arbeitstisch gestülpt.
Ähhh… das sind aber viele Kanteisen, da unten! Vier lange, eiserne Kanten-Querträger. Und acht kleinere Kanteisen. Und viele Schrauben! Egal – los geht’s. Was sind denn das für Schauben? Da sieht man ja gar nicht, welche Schrauben das sind. Da ist mit einem braunen Lack drüberlackiert. Warum denn das? Naja, erst mal mit einem Schraubenziehen den Lack wegkratzen. Ja, das geht. Was sind denn DAS für Schauben? Ich glaub, das nennt man Schlitzschrauben. Aber die sollten ja einen Schlitz haben. Am besten einen ordentlichen. Aber die Schlitze sind ja völlig ausgeleiert!

Jetzt ist’s Zeit für einen erklärenden Exkurs. Mein Schwiegervater hat diese Bänke selbst gebaut. 1970. Und was er baute, war für die Ewigkeit bestimmt. Das hab ich schon gesehen, als ich mit meinen Freunden das betonierte Frühbeet abriss. Und als ich die Betonsteher für die kleinen Zweiglein der Obstbäume ausgrub. Und als ich die kleine Küche umbaute. Und… und… und… – immer wieder treffe ich auf Schwiegervaters Ewigkeitsspuren. Und er war ein alter Sparmeister. Er kaufte keine Nägel, er kaufte keine Schrauben. Er verwendete die alten immer wieder. Und wenn er sie auf der Straße aufsammelte…

Ich nehm‘ also das erste Schräubchen in Angriff. Setz den Akkuschrauber an. Ähhh… abgegellt. Nochmals. Abgegellt! Na, so geht’s nicht. Da muss ich wohl das Schräubchen zuerst mal händisch lockern. Mit einem Schraubenzieher. Ja, das geht. Ist aber etwas anstrengend. Man muss schon etwas Kraft einsetzen, um nicht abzugellen. Wenn die Schraube dann etwa zwei Millimeter herausgedreht ist, kann man sie mit dem Akkuschrauber ganz rausdrehen.
Nach drei Schrauben seh‘ ich nichts mehr, denn der Schweiß ist mir über die Brille gelaufen. Brille weg, denn ich bin eh so nahe, dass es auch ohne geht. Nach sieben Schrauben bin ich gänzlich durchgeschwitzt. Also mal eine Pause. Ich geh mich duschen.
Mit frischer Kraft geht’s weiter. Es ist 10.45 Uhr. Das beunruhigt mich aber nicht, denn das sind ja nur die Anlaufschwierigkeiten. Jetzt geht’s sicher schneller. Die nächste Schraube flutscht nur so raus. Na, sag ich‘s doch. Jetzt geht’s einfacher und schneller. Die nächste Schraube scheint gar nicht rauszugehen. Aber nach einigen Kraftanstrengungen hab ich sie soweit, dass sie einen guten Millimeter rausschaut. Das war’s dann aber, denn der Schlitz ist jetzt so ausgeleiert, dass gar nichts mehr geht. Ich starre sie wütend an. Das beeindruckt sie nicht. Was tun? Naja, vielleicht… vielleicht einen neuen Schlitz… Suche im Keller. Finde die Eisensäge. Schneide einen neuen Schlitz in die Schraube. Ha, mit mir nicht! Dir wird‘ ich‘s zeigen! Funktioniert! Mit dem neu geschnittenen Schlitz bring ich sie schließlich raus.
Also die nächste Schraube. Zuerst mit dem Schraubenzieher vom Lack befreit. Dann ein wenig mit dem Schraubenzieher herausgedreht. Dann mit dem Akku-Dings ganz herausgeschraubt. …und die nächste. …und die nächste… Ab und zu ruft ein Nachbar herüber, was ich denn schon wieder basteln würde. Ich vermute, dass meine Antworten etwas einsilbig sind. Mein rechter Arm tut weh. Bin schweißüberströmt. Geh duschen…
So… Obwohl es bereits Mittagszeit ist, geh ich wieder an die Arbeit. 18 Schrauben hab ich schon. Ich überlege kurz, ob ich zählen soll, wie viele es insgesamt sind. Entschließe mich dagegen. Aus Motivationsgründen. Nächste Schraube… und nächste Schraube… Immer weiter. Dazwischen Duschen. Und die nächste… Trinken! Ich muss trinken! Bei dieser Hitze! Jede halbe Stunde trinke ich einen halben Liter Wasser. Muss trotzdem nicht pinkeln, weil ich alles sofort wieder rausschwitze. Wage kein Bier zu trinken. Denn das macht mich wahrscheinlich völlig fertig. Jede Stunde rücke ich den Arbeitstisch ein Stückchen weiter, sodass ich immer halbwegs im Schatten bin.
Um 15 Uhr scheint’s mit mir zu Ende zu gehen. Hab keine Kraft mehr. Mein rechter Arm schmerzt. Vor allem im Ellbogen. Mein Tennisarm scheint wieder akut zu werden. Kann das Wasserglas nicht mehr halten, weil ich so zittere. Zwei Blasen kündigen sich in der Handfläche an. Plumpse zu Boden. Mit dem Hintern auf d’Erd. Gut! Kühl! Ich brauch eine Pause…

Bald geh‘ ich’s wieder an. Schau, was ich bisher geschafft habe. 64 Schrauben. Hab jetzt Handschuhe an. Wegen der Blasen. Drehe mit der linken Hand die Schrauben heraus. Geht auch irgendwie. Weil ich schön langsam den Dreh heraus habe. Die schlimmsten sind die verbogenen Schrauben. Die wollen gar nicht recht raus. Aber sie haben nicht mit mir gerechnet!
16.30. 79 Schrauben geschafft. Ich kann nicht mehr. Mein Gott, so eine Scheiß-Hitze! Wird’s denn gar nicht kühler? Mein Nachbar springt gerade in seinen Pool. Ich brauch eine Pause. Durch meinen Kopf geistern Gartenbänke. Schöne neue Gartenbänke. Die man kaufen kann. Um wenig Geld. Ich nehm‘ mir Zeit, um den Computer einzuschalten. Ich google ‚Gartenbank‘. Mein Gott, gibt’s hier schöne Bänke! Ab 79 €. Sogar mit Teilzahlung ab 10 € Monatsraten. Wunderschön sehn sie aus. Bin nur mehr einen Klick vom Glück entfernt. Aber halt! Das wär doch gelacht! Jetzt, wo ich schon 79 Schrauben geschafft habe. Diese Schrauben schaffen mich nicht! Keine neue Gartenbank! Kommt gar nicht in Frage! Lieber wieder frisch ans Werk!

Die Stunden vergehen. Mittlerweile hab ich gefühlte 2 Hektoliter Wasser getrunken und 200 Mal geduscht. Hab jetzt nur mehr die Badehose an, weil ich kein trockenes Wäschestück mehr im Garten hab. Das verständnislose Kopfschütteln meiner Gartennachbarn nehme ich gar nicht zur Kenntnis. Mein ganzer Körper schmerzt. Den rechten Arm kann ich ohne Stütze mit dem linken nicht mehr bewegen. Auf den Schultern hab ich einen Sonnenbrand. Aber aufgeben… aufgeben tu ich nicht! Ich bin ja kein Dickschädel (?) – aber aufgeben tu ich nicht.
Langsam geht die Sonne unter. Aber direkt unter mir… da auf dem Arbeitstisch… auf dem traurigen und nahezu von allen Brettern entblößten Untergestell meiner Bank… da ist ein Lichtblick. Nur mehr fünfzehn Schrauben! Fünfzehn! Dann hab ich’s geschafft. Und als die Sonne unterm Horizont verschwindet, drehe ich das letzte Schräubchen heraus. Das 140. Das einhundertvierzigste!
Ich lasse mich auf die Bank plumpsen – auf die andere, die noch ganz ist. Bestandsaufnahme. Erstens: was hab ich geschafft? In zwölf Stunden 140 abgeschlissene, verrostete, verrottete, verbogene Schrauben herausgedreht. Jetzt hab ich fünf Bretter, die abgehobelt werden müssen und ein Untergestell, das ich wohl oder übel abschleifen muss. Der Akkuschrauber hat bei der drittletzten Schaube den Geist aufgegeben – der muss dringend neu aufgeladen werden. Zweitens: wie geht’s mir? Außer den Blasen an den Händen hab ich keine sichtbaren Verletzungen. Aber, wie’s drinnen ausschaut – frage nicht! Ob ich heute Abend den Weg zum Auto schaffe, weiß ich noch nicht – schaun ma mal!

Am nächsten Tag. So schlecht geht’s mir eigentlich gar nicht. Erst mal die Salbe von den Händen waschen. Die Blasen sind nicht aufgeplatzt. Das Kaffeehäferl kann ich mit der linken Hand anstandslos heben. Dann einen Termin beim Arzt besorgen – ich brauch unbedingt eine Spritze in den Ellbogen.
Um 11.00 bin ich im Garten. Mit Hochgenuss habe ich 140 Schrauben entsorgt – ich habe jede Schraube einzeln in die Mülltonne geschmissen. Der rechte Ellbogen ist betäubt und daher OK. Die Blasen an den Händen hab ich mit Hansaplast abgepickt. Heute wird das Untergestell abgeschliffen. Hab ich mir eh schon überlegt: zuerst mit der Raspel die Grobarbeit, dann mit dem groben Schleifpapier drüber und zum Schluss der Feinschliff mit dem feinen Schleifpapier. Das sind wieder andere Bewegungen und Tätigkeiten als gestern. Statt den gestern geschundenen Muskeln werden heute andere malträtiert.
Um 17.00 strahlt das Untergestell in neuer Pracht. Wunderschön sieht’s aus! Wenn es erst mal gestrichen… ähhh lackiert ist… Heute war’s nur ein sechsstündiger Arbeitstag. Die Arbeit ging mir so leicht von der Hand, dass ich dazwischen sogar das eine oder andere kleine Bierchen genommen habe. Auch war’s heute nicht so heiß – das Thermometer kletterte kaum über 37 Grad. Die Solardusche hat wieder gute Dienste geleistet. Die Nachbarn wissen inzwischen, dass es zwecklos ist, wenn sie mich ansprechen. Zwar hat die schmerzbetäubende Spritze nachgelassen, sodass ich den rechten Arm wieder nicht mehr heben kann, dafür zittert meine linke Hand so, dass ich sie derzeit auch nicht gebrauchen kann. Die Augen tränen vom feinen Holzstaub vom Abschleifen. Die Nase ist aus dem gleichen Grund verstopft. So sitz ich vor der Gartenhütte und wundere mich, warum ich gähnen muss…
Als ich aufwache, ist es finster. Das Kreuz tut mir weh. Bin wohl kurz am Tisch eingenickt? Es ist 23.30. Auf dem Handy sieben Anrufe in Abwesenheit von Traudi.

Der 3. Tag. 08.00 Uhr. Irgendwie ist mir nicht ganz wohl, wenn ich an das heutige Vorhaben denke. Es sind wieder 38 Grad angesagt. Aber das ist es nicht, was mich beunruhigt. Sondern die Bank. Die zweite. Die lange. Aber eigentlich auch nicht die Bank. Es sind ihre Schrauben. Wie viele werden’s sein? Wie schwer werden sie herausgehen? Ich hieve die Bank auf den Arbeitstisch. Er stöhnt nicht. Aber ich. Misstrauisch umrunde ich den Arbeitstisch. Blicke auf die unüberschaubare Anzahl von Schrauben. Zähle sie aber nicht. Ich habe kürzlich durch einen Kung-Fu-Film gezappt. Da hat der Angreifer seinen Gegner angebrüllt, bevor er den Kampf aufnahm. Das kommt mir jetzt in den Sinn. Daher schrei ich die Bank an. So laut ich kann. Einmal. Zweimal. Dreimal. Der Nachbar kommt und fragt besorgt, ob ich mir weh getan habe.
Insgesamt verläuft dieser dritte Tag nicht viel anders als der erste. Mit einigen Ausnahmen: Es waren 184 Schrauben. In der letzten Stunde hatte ich kein Tageslicht mehr, weil die Sonne schon untergegangen war. Einen Schraubenzieher ab ich weggeschmissen, weil er abgenudelt war – hatte aber eh einen zweiten. Das Ding da vorne auf dem Akkuschrauber, dieser Aufsatz oder wie das heißt, war auch abgenudelt, auch davon hatte ich einen zweiten. Mit dem Schraubenzieher bin ich abgegellt und hab eine tiefe Wunde in der linken Hand. Hab sie bandagiert. Wegen des vielen Blutes. Ich kann beide Arme nicht mehr heben. Die Beine tragen mich nicht mehr, weil ich 15 Stunden gestanden bin. Ich kann heute nicht mehr heimfahren, denn den Weg zum Auto schaff‘ ich nicht mehr.

Am 4. Tag schleife ich das Untergestell der langen Bank ab. Erlebnis- und Ergebnisbericht siehe 2. Tag. Am 5. Tag bringe ich die Lehn- und Sitzbretter zum Abhobeln zu Lüs. Ein paradiesischer Tag. Keine wesentlichen Anstrengungen. So schön kann das Leben sein! Ich hab sogar Zeit, dass ich am Nachmittag zur Farbenhandlung fahre, um Lack zu kaufen. Und Neues zu lernen.
„Was? Lack? Für eine Holzbank? Die im Freien steht? Na, das geht aber gar nicht“, meint der sachverständige Farbenhändler.
„Ähhh… was sonst?“
„Da geht nur Öl.“
„Öl?“
„Öl.“
„Aber die Bänke leben schon Jahrzehnte. Und wurden mehrmals lackiert. Mit Lack!“
„Ja, früher. Da gab es chemische Lacke, die verwendbar waren. Die sind aber jetzt alle aus Umweltschutzgründen verboten. Heute gibt es nur mehr wasserlösliche Lacke – und die sind für’s Freie ungeeignet.“
„Aha…?“
„Heute nimmt man Öl. Und zwar Öl mit UV-Schutz. Das ist halt etwas dunkler.“
„Ich will aber nichts dunkles.“
„Dann haben sie aber keinen UV-Schutz.“
Da ich der Meinung bin, dass meine Bänke vor allem Möglichen, aber nicht auch noch vor UV nicht geschützt werden müssen, kaufe ich farbloses und das hellste Öl – ich werd’s mischen. Trotzdem grüble ich noch. UV? Unfallversicherung? Unkontrollierbare Verfallserscheinungen? Unverschämte Verdauungsmotten? Nein, Wikipedia belehrt mich: Ultraviolettstrahlung. Egal, etwas violett kann gar nicht schaden.

Am 6. Tag schraube ich meine Bänke zusammen. Die kleine mit 24 statt 140 und die lange mit 36 statt 184 Schrauben. Neuen (!) Schrauben. Keine Schwierigkeiten.

Am 7. und 8. Tag öle ich meine Bänke. Sowas von schön! Und das, obwohl sie schon 45 Jahre alt sind. Und jetzt sind’s MEINE Bänke. MEINE ganz allein. Schließlich hab ich über 50 Arbeitsstunden reingesteckt, jede Menge Schweiß, jede Menge Schmerz… Mit meiner Arbeitszeit und den Öl-Kosten hab ich gute 1.000 € investiert… Naja, neue Bänke hätten immerhin auch mindestens 150 € gekostet – aber für mich wären sie nicht so wertvoll gewesen…

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