„RAFFLESIA“ – Inhalt und Leseprobe

ISBN 978-3-903385-11-5, Taschenbuch,
360 Seiten, 22 €, bayerverlag 2022
Ein Multimedia-Roman ist was wirklich Neues. Nicht gedruckte Bilder unterlegen den Text, sondern bewegte Bilder. Die man sich auf dem Handy über QR-Code anschauen kann.
Einen QR-Code kann heute (fast) schon jeder lesen. Man braucht dazu eine Internetverbindung und ein internetfähiges Handy. Zum Auslesen eines QR-Codes ist also kein Computer, kein Bildschirm notwendig. Das Handy genügt.
Die Multimedia-Funktion zu diesem Thriller MUSS NICHT genutzt werden. Der Roman ist sowieso ein Hammer. Aber wer sich zur Handlung Dia-Shows und Kurzvideos ansehen will, der nutze die QR-Codes. 

 

 

 

 

 

 

INHALT:

Vor einem halben Jahr ist er in Pension gegangen. Hatte keine Ahnung, was er mit seinem neuen Leben anfangen sollte. Wusste damals noch nicht, in welchen Strudel von Abenteuern er gerissen werden sollte.
Wie hängt das mit den aktuellen Begebenheiten zusammen? Ein Überfall auf ein Juweliergeschäft. Der Räuber mit der Halloween-Totenkopfmaske scheint alles im Griff zu haben. Aber dann wird ein stiller Alarm ausgelöst. Als die Polizei eintrifft, nimmt das Drama seinen Lauf…

Ein Thriller aus Oberösterreich und der Landeshauptstadt Linz.

 

LESEPROBE:

Nach etwa eineinhalb Stunden Fußmarsch sehe ich die Alm. Sie liegt an einem kleinen Abhang, in den sie sich hineinduckt. Ganz aus dunklem Holz.
Der kleine Platz vor der Almhütte ist mit klobigen Planken und Pfosten eingezäunt. Darin drei Holztische mit Holzbänken. Und ein ausgehöhlter Baumstamm, durch den ein winziges Bächlein fließt.
Da niemand zu sehen ist, rufe ich erst ein »Hallo« und dann ein »Grüß Gott«. Eine große Frau mit einer üppigen weißen Haarmähne tritt aus der Alm. Sieht mich fragend an.

»Grüss Gott«, sage ich nochmals.
»Griassdi«, erhalte ich zur Antwort.
»Sind sie Frau Nanei?«
»D‘Leit sågns.«
»Ich wohne bei der… Annerl«, fast hätte ich Margret gesagt. Und nachdem sie mich fragend anblickt, setze ich hinterher, »bei der Leichen-Annerl.«
»Ahh…«, ist ihr ganzer Kommentar.
»Tja…«, sage ich unbeholfen, »könnte ich vielleicht was zum Essen und Trinken haben?«
Sie nickt und fügt hinzu »i bin åba koa Wirtshaus.«
»Schon klar. Wenn sie nur irgendwas für mich haben…«
Sie erklärt mir, dass ich ein Käsbrot haben könnte. Mit Butter. Brot, Butter und Käse alles selbst gemacht, erklärt sie stolz. Und einen Hexenzwirn-Saft könnte ich auch haben.
»Klingt gut«, sage ich, »und… was ist ein Hexenzwirnsaft?«

Ich erfahre, dass der Hexenzwirn auch Teufelszwirn heißt oder Wolfsbeere. Es sei eine Bocksdorn-Beere. Ihre Mutter habe die Sträucher vor zwanzig oder dreißig Jahren angesetzt. Und seitdem mache sie Saft aus den Beeren. Ein Wanderer habe ihr erzählt, dass das ja Goji-Beeren seien und als Superfood gehandelt würden – weil so viele gesunde Stoffe drinnen sind.

Ich setze mich und betrachte das wunderbare Gebirgsszenario vor mir. Ja, es ist schon schön in Österreich. Wahrscheinlich ist es nirgends so schön wie bei uns. Es ist ein typischer Sommertag in den Bergen. Weiße Wolken ziehen schnell über den blauen Himmel. Während es in der Stadt brütend heiß ist, ist die Temperatur hier oben angenehm. Wenn die Sonne gerade verdeckt ist und ein leichter Wind heraufweht, ist es direkt kühl.
Die Nanei bringt mir ein Holzbrettl mit zwei Käsebroten drauf und einen halben Liter von ihrem Hexenzwirn-Saft. Beides schmeckt ausgezeichnet. Als ich fertiggegessen habe, kommt Nanei mit einer halbvollen Schnapsflasche und zwei Stamperl.
»A Schnapserl nåch ana guatn Jausn – des muass oafåch sei«, sagt sie.
»Da rennen Sie bei mir offene Ohren ein.«
Sie schenkt die Stamperl voll.
»A säwa g’måcht«, behauptet sie, »des is a Vogelbeer.«
»Sie brennen hier heroben selber?«
»Na, des is a Winta-Oarbeit. Da hüft ma daunn mei Bua. Prost.«
Ich glaub, ich hab noch nie Vogelbeerschnaps getrunken. Er ist scharf und hat einen eigenartigen Geschmack. Eher herb-würzig und fast bitter. Er schmeckt ein wenig nach Bittermandel.
Kaum haben wir ausgetrunken, schenkt sie wieder nach. Nach dem dritten Stamperl kommen mir Bedenken. Ich spür den Alkohol. Ich muss ja auch wieder irgendwie zurückkommen. Ich sage, dass ich jetzt keinen mehr trinken kann.
»Nau, oan nu«, meint Nanei.
Sie scheint ihn wie Wasser zu trinken.
Aus dem ‚oan‘ sind dann ‚zwoa‘ geworden. Als ich zahlen will, meint Nanei, dass sie nichts verkaufe. Die zwei Zwanziger, die ich ihr auf den Tisch lege, nimmt sie aber geschwind. Ich mache mich also auf den Rückweg. Muss mich voll konzen-trieren. Dass ich nicht schwanke. Nicht stolpere.

Nach einer halben Stunde bin ich ziemlich fertig. Obwohl es bergab geht. Es waren doch ein paar Schnapserl zu viel. Ich gehe gerade einen Waldrand entlang, sehe eine gute Sitzgelegenheit am Waldboden. Brauch nur ein paar Schritte in den Wald hinein-zugehen. Setze mich. Lehne mich an den Baum. Bald bin ich eingeschlafen.
Als ich aufwache, brauche ich ein paar Sekunden, um mich zu erinnern, wo ich bin. Mein Mund ist ganz ausgetrocknet. Habe Durst. Da muss doch noch eine Wasserflasche im Rucksack sein. Ahh… hier hab ich ihn abgestellt. Greife nach dem Rucksack.

Da passieren mehrere Sachen fast gleichzeitig.
Jemand zupft an meinem Hemdsärmel.
Gleichzeitig höre ich ein seltsames Geräusch hinter mit.
Wie wenn jemand mit Handschuhen in die Hände klatscht.
Unmittelbar darauf höre ich den Knall.
Und das rollende Echo.
Und ein paar Meter neben raschelt was.
Ein Reh springt aus dem Unterholz.
Sucht in großen Sprüngen das Weite.
Erstaunt blicke ich dem flüchtenden Reh nach.
Was war das gerade?
Was für ein Knall?
Hat da jemand geschossen?

Mein Gehirn ist wohl etwas Vogelbeer-umnebelt. Und daher nicht schnell genug. Aber dann sehe ich doch noch den Jäger. Etwa sechzig, siebzig Meter unter mir im leicht bergab verlaufenden Wald. Er ist bekleidet mit einem dunkelgrünen Hemd und einer dunkelgrünen Jacke. Auf dem Kopf scheint er einen ebenfalls dunkelgrünen Lodenhut zu tragen. In der Hand hält er ein Gewehr.
Hat der geschossen? Auf das Reh? Wahrscheinlich. Ich seh mir den Baum an, an dem ich gelehnt habe. Er hat ein kleines Loch. Dann merke ich, dass auch mein Hemdsärmel ein Loch hat. Hat der das Reh verfehlt und dabei fast mich getroffen? Wenn es so war, dann habe ich aber Glück gehabt. Der Jäger hat sich nicht einmal um mich gekümmert. Ist einfach weggelaufen. Sachen gibt’s!

 

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