3-Männer-Reise

Es stimmt unbedingt, dass das Wertvollste, was man schenken kann, Zeit ist. Und Zeit bekam ich zum Geburtstag geschenkt. Konkret: ein Wochenende mit meinem Sohn Robert und meinem zweijährigen Enkerl Moritz.
Also fuhren wir Anfang Juni, am einem Samstag Morgen mit dem Zug nach München. Drei Stunden Fahrzeit. Wie würde das mit Moritz werden? Würde ihm langweilig werden? Würde er lästig werden? Aber gar nicht! Es gab so viel zu sehen. Kühe auf der Weide. Pferderl auf der Weide. Und wieder Kühe. Und wieder Pferderl. Kirchen. Und Kirchen. Und Kirchen. Kirchen faszinieren ihn momentan ungeheuer. Und natürlich jede Menge Traktoren. Jede Menge Bagger. Das genügt schon, um Moritz zu unterhalten. Zwischendurch mal umgewindelt. Und schon kommen wir in München an. Wir haben den Buggy mit. Zu Fuß sind’s bis zum Hotel nur 10 Minuten. Einchecken können wir zwar noch nicht, aber das Gepäck abgeben.
Wir marschieren gleich wieder los, Richtung Innenstadt. Ein wunderschöner und warmer Tag. Vorbei am Bahnhof, entlang der Kaufinger Straße, nach einer halben Stunde sind wir am Viktualienmarkt. Na, hier geht’s zu! Es ist schon nach 11 Uhr und Moritz kriegt schön langsam Hunger. Bei der Herfahrt haben wir beratschlagt, wie wir das mit dem Essen machen und haben beschlossen, Moritz isst das, was wir auch essen. Ein Wochenende ohne Xundessen wird er schon aushalten, ein paar Müsliriegel müssen genügen. Wir suchen uns einen Gastgarten, essen Gebräunten Leberkas und Fleischpflanzerl – Moritz kriegt einen eigenen Teller. Dazu gibt’s eine frische Halbe Bier.
Bald machen wir uns wieder auf den Weg, Moritz besteht auf der Besichtigung einer Kirche. Danach spazieren wir Richtung Englischer Garten. Moritz schläft im Buggy ein. Es wird jetzt ganz schön heiß. Papa und Opa brauchen schon dringend was zu trinken. Als wir den Chinesischen Turm mit dem riesigen Biergarten erreichen, wacht Moritz auf. Wir genehmigen uns ein oder zwei Halbe. Moritz kriegt Apfelsaft-Schorle, zur Hälfte mit Wasser verdünnt. Er ist ganz fasziniert von der Blasmusikkapelle – die lässt er nicht mehr aus den Augen, hier könnte er ewig bleiben und zuhören und zuschauen. Nach zwei Stunden machen wir uns wieder auf den Rückweg. Moritz wird auf einer Wiese gewickelt.
Wir wollen ins Hofbräuhaus. Am Weg machen wir einen kurzen Halt bei einem Italiener und genehmigen uns einen Espresso. Im Biergarten des Hofbräuhauses kriegen wir nur mit Müh und Not einen Platz. Na hier geht’s zu! Natürlich Blasmusikkapelle. Mit Gesang! Moritz ist ganz hingerissen. Wir drei essen zwei Stelzen, pardon Schweinshaxen. Moritz hat kaum Zeit zum Essen, denn er muss ja zur Blasmusik schaun. Es gibt überhaupt so viel zum Schauen, dass er ganz still wird. Gebannt beobachtet der die Hochzeitsgesellschaft am Nebentisch, denn die springen immer wieder auf, winken wild mit den Händen und grölen zur Musik. In München steht ein Hofbräuhaus…, Rosamunde…, Es gibt kein Bier auf Hawaii…, Bier her, Bier her… Einer aus der Hochzeits- oder Polter(?)Gesellschaft – er sitzt direkt hinter Moritz – schläft ganz plötzlich auf der Schulter seines Nebenmannes ein. Moritz schaut ihn mit großen Augen an.
Gegen 6 Uhr machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Moritz ist jetzt in der Aufarbeitungsphase. Er singt und klatscht – macht das, was er im Biergarten vor lauter Aufregung nicht konnte. Wir haben ein Zimmer mit Doppelbett. Das geht gut. Moritz wird zwischen uns beiden schlafen. Frisch machen, Moritz zu Bett bringen. Opa geht schon mal vor in die Hotelbar. Die Handys stellen wir auf Babyphone. Papa und Opa verbringen in der Hotelbar einen netten Abend. Zweimal meldet sich Moritz übers Babyphone – jedes Mal Fehlalarm. Die Nacht verläuft ruhig.
Als am Morgen Moritz – wie jeden Tag – zum Frühstück seinen Brei verlangt, wird er auf später vertröstet. Da würde es dann Weißwürschte geben. Das ließ er sich ohne Weiteres einreden. Wir checken aus, deponieren das Gepäck und laufen wieder in die Innenstadt. Im Biergarten des Weißen Bräuhaus gibt’s dann Frühstück. Weißwürschte mit Brezn und Hausmachersenf. Köstlich! Findet auch Moritz.
Mit der U-Bahn geht’s dann hinaus zum Tiergarten. Wir haben Moritz schon erzählt, dass es dort Löwen, Tiger und Elefanten gibt. Das interessiert ihn nicht besonders, denn er freut sich auf die Fische. Also ist der erste Weg zum Aquarium. Leider kein Wal! Aber natürlich sehen wir auch all die anderen Viecher. Gegen Mittag schläft Moritz im Buggy ein. Es ist jetzt ziemlich heiß. Mit der U-Bahn zurück in die Innenstadt, denn wir müssen noch was essen. Es gibt Bratwurscht im Biergarten beim Viktualienmarkt. Mit Blasmusikbegleitung!
Zu Fuß zum Hotel zurück. Gepäck abholen und zum Bahnhof. Der Railjet steht schon da. Auch diesmal ist die dreistündige Zugfahrt für Moritz kein Problem. Wir bringen ihm allerhand nützliche Sachen bei. Zum Beispiel, wenn Mama fragt, was er gegessen hat, dann soll er antworten Broccoli. Und wenn er gefragt wird, was er getrunken hat, dann sei die richtige Antwort Wasser.
In Linz erwartet uns schon Christina. „Mama, Mama“ ruft Moritz aufgeregt, als wollte er gleich erzählen, was er alles erlebt hat. Bei der Heimfahrt mit dem Auto fragt Christina – wie von Robert erwartet – was denn Moritz gegessen habe. Nachdem Robert meint, sie solle ihn doch selbst fragen, fragt sie „Moritz, was hast du denn gegessen?“
„Bloccoli“, antwortet Moritz auftragsgemäß.
„So ein Blödsinn. Ihr könnt mir doch sagen was er gegessen hat.“
Moritz sitzt in seinem Kindersitzerl und sagt immer wieder halblaut „Bloccoli, Bloccoli, Bloccoli.“
„Ja, ja, schon gut. Hast du auch ein Eis gegessen?“
„Ja“, meint er, was aber glatt gelogen ist.
„Und was hast du denn getrunken?“
„Saft!“ antwortet Moritz begeistert, „Saft!“
Naja, soviel hat er auf dieser Bildungsreise doch nicht gelernt.

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